5 Wochen bezahlter Urlaub. Jedes Jahr. Als Angestellter ist das kein Problem. Mit einem eigenen Business wendet sich das Blatt. Wenn Du Dir Urlaub gönnst, dann bist Du schon einen großen Schritt weiter als andere Selbstständige. Die Überzeugung „Selbst und ständig“ treibt viele dazu, im Urlaub zu arbeiten oder ihre wohl verdiente Auszeit zu opfern.
Ich zeige Dir hier, warum Urlaub Deinem Business einen Schub gibt und wie Du Deinen Urlaub in acht Schritten vorbereitest, damit Du ihn genießen kannst.
Arbeiten im Urlaub ist für viele Selbstständige normal und trotzdem nicht sinnvoll
Der Tag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück. Du hast Zeit für Familie, Freunde und ein kleines Abenteuer. Du genießt die Ruhe. Abends lässt Du entspannt den Tag ausklingen.
Das hört sich gut an, theoretisch. Und praktisch?
Im Alltag spürst Du, dass Deine Energiereserven aufgebraucht sind. Du sehnst Dich nach Urlaub. Dann hast Du Urlaub und kannst ihn nicht genießen.
Die Finger kannst Du nicht vom Handy lassen. Deine Gedanken kreisen weiter um das Business „Läuft alles gut? Wenn sich jetzt dieser Kunde meldet? Ich muss wenigsten die Emails checken…“
Dein Kopf ist immer voll. Innerlich bist Du noch am Werkeln. Du findest keine Ruhe.
Am Anfang der Selbstständigkeit beflügelt der Gedanke „Geil. Keinen Chef mehr. Ich kann mir Urlaub nehmen wann immer ich will.“
In der Realität zerplatzt dieser Gedanke wie eine Seifenblase. Die Angst etwas zu verpassen und einen Auftrag nicht zu bekommen, macht abschalten unmöglich.
Gesetzlich sind 24 Urlaubstage im Jahr festgelegt, für Angestellte. Schau ich in mein Umfeld, dann gönnen sich die wenigsten Selbstständigen diese Auszeit. Der Kontostand ist oft ein Grund warum sie auch im Urlaub arbeiten.
Arbeiten im Urlaub: Kannst Du machen, ist aber Mist
Von 100 auf 0 – Wenn Du das Abschalten verlernt hast
Wenn Du im Alltag die ganze Zeit auf Hochtouren läufst, dann fällt es Dir wahrscheinlich schwer von jetzt auf gleich runterfahren. Dein Rhythmus kommt völlig durcheinander. Plötzlich hast Du viel Zeit. Du hast keinen festen Termin im Kalender. Das Handy ist verdächtig ruhig – funktioniert es noch? Einfach mal nichts tun – dabei plagt viele Selbstständige das schlechte Gewissen.
Statt den Urlaub für die Erholung zu nutzen, können sie es nicht lassen. Hier und dort nur mal schnell…
Sie verlegen ihren Arbeitsplatz nur an einen anderen Ort. Mit Urlaub hat das nichts zu tun. Der Körper braucht eine Weile, um entspannen zu können. Deshalb sind 2-3 Wochen Urlaub am Stück ein ideales Zeitfenster. Arbeitest Du im Urlaub, dann unterbrichst Du dieses Modus immer wieder. Dein Kopf ist permanent in Alarmbereitschaft. Das ist Überforderung pur und grenzt an Selbstausbeutung.
Den Kopf abschalten und nicht präsent zu sein, ist wichtig für Dein Business.
Bei vielen Kunden erlebe ich, dass sie im Alltag kaum noch entspannen können. Das wird im Urlaub erst recht zur Herausforderung. Abschalten kannst Du lernen, wie das Fahrradfahren.
Warum Urlaub für Dein Business wichtig ist
Viele Solounternehmer erfinden Gründe warum Arbeiten im Urlaub unbedingt notwendig ist:
- Ich führe ein Leben von dem ich keinen Urlaub brauche.
- Selbstständig heißt selbst und ständig.
- Urlaub kann ich mir nicht leisten.
- Meine Kunden erwarten, dass ich erreichbar bin.
- Ohne mich läuft hier nichts.
- Wer erfolgreich sein will, muss eben auch im Urlaub arbeiten.
Das ist Blödsinn.
Arbeiten im Urlaub ist ungesund. Keinen Urlaub zu nehmen, erst recht. Es schadet Dir persönlich und damit Deinem Business.
Studien haben gezeigt, dass durch die Freizeit im Urlaub das Stresshormon Cortisol sinkt (z.B. diese von Johansson und Aronsson). Außerdem bist Du zufriedener und glücklicher. Urlaub hilft Dir dabei gelassen zu werden.
Urlaub ist eine clevere Entscheidung
Urlaub ist eine Investition in Dein Business.
Die Auszeit ist wichtig für Dich, weil Du dadurch den nötigen Abstand vom Tagesgeschäft gewinnst. Termine und Verpflichtungen rücken in die Ferne. Dabei kommst Du auf andere Gedanken.
Du kannst Dein Business mal wieder aus der Vorgelperspektive betrachten. Das haben wir schon durch den alten Klassiker gelernt:
„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen. Und dann würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“
Kreativität braucht Raum. Strategie braucht Abstand.
Wie der Neurowissenschaftler David Strayer von der University of Utah in Salt Lake City festgestellt hat, sind wir durch den Abstand nach dem Urlaub kreativer.
Dieser Abstand gibt Dir die nötige Ruhe, um Dich auf langfristige Ziele besinnen. Der Urlaub wirkt dabei indirekt auf das Business. Er verschafft den nötigen gedanklichen Spielraum, um Dein Business voran zu bringen. Du förderst Dein strategisches Denken.
Komme bitte nicht auf die Idee, Deine Planung und den Urlaub in einen Topf zu schmeißen. Für strategische Planungen ziehe ich in einem separaten Zeitfenster mich aus dem Alltag zurück. 3 Tage reserviere ich mir für die Jahresplanung, 1 Tag für das Quartal, einen halben Tag für den Monat. In dieser Zeit prüfe ich auch, ob mein Fokus noch scharf gestellt ist und ich meine Vision im Blick habe. Schaffe Dir dafür ein gesondertes Zeitfenster. (Wie zum Beispiel mit dem Fokusguide Programm.)
Spontane Geistesblitze im Urlaub halte ich in einem Notizbuch fest. Es ist beeindruckend was unser Gehirn anstellt. Obwohl wir uns mit etwas völlig anderem beschäftigen, arbeitet das Unterbewusstsein weiter. Plötzlich ploppen die verrücktesten Ideen auf.
Nach einem erholsamen Urlaub bist Du produktiver und kannst Probleme leichter lösen.
Du kennst das sicher: Wie Du es auch drehst und wendest. Die Lösung Deines Problems springt Dir noch immer nicht entgegen. Dann gibst Du für diesen Moment Ruhe und widmest Dich einer anderen Aufgabe. Am nächsten Morgen beim Joggen oder Duschen fällt es Dir wie Schuppen von den Augen. Ein spontaner Gedanke bringt Dir die lang ersehnte Lösung.
Nach dem Urlaub habe ich die besten Ideen, wie ich mein Business weiter entwickeln kann.
Wie Du siehst, ist arbeiten im Urlaub keine gute Idee. Es bremst Dich aus. Mal abgesehen davon, dass sich Deine Akkus dadurch nicht aufladen.
Lass die Sau raus – vergiss den Alltag
Schon die Vorbereitung auf den Urlaub kann total befreiend sein. Damit Dein Urlaub eine erholsame Abwechslung für Dich ist, unternimm etwas was Du schon lange machen wolltest. Selbst wenn Du nicht wegfliegst oder wegfährst, gönne Dir, was immer Dir Spaß macht. Eine Radtour, wandern, Kanutour…
Es geht nicht darum, dass Du hier etwas leisten musst.
Die „Parallelwelt“ zu Deinem Alltag ist der Schlüssel für Deine Erholung.
Am Anfang brauchst Du vielleicht eine Anlaufphase, um Dich voll darauf einlassen zu können. Es wird Dir gelingen. Nimm dazu Deine Umgebung bewusst wahr. Beobachte die Eindrücke der Menschen und der Natur. Nimm Geräusche, Gerüche und Farben auf. Drossel dabei Stück für Stück das Tempo. Lehne Dich zurück. Schließe vielleicht Deine Augen. Sei einfach nur da und genieße. Du musst gerade nichts leisten, nichts steuern und darfst Dein Business, Business sein lassen.
Checkliste für Deinen Urlaub
Damit Du das Business im Urlaub hinter Dir lassen kannst, bereite Dich bewusst auf Deinen Standbymodus vor. Diese Checkliste hilft Dir bei Deiner Planung.
Zeitfenster reservieren
Urlaub ist eine Frage der Vorbereitung. So wie ich auch mit Pausenzeiten oder kurze Auszeiten plane, bereite ich auch den Urlaub vor. In der Jahresplanung sichere ich mir ein Zeitfenster für den Urlaub. Dieser Termin ist fix. Ausreden für plötzlich wichtige Projekte sind dann tabu.
Keine Zeit für 3 Wochen Urlaub – ach komm. Die Zeit dafür hast Du nie. Nimm sie dir.
Hast Du jahreszeitliche Schwankungen in Deinem Business?
Oft ist es das Sommerloch oder um die Weihnachtszeit. Passt das bei Dir? Dann plane in diesem Zeitraum Deinen Urlaub ein.
Urlaubsgeld kalkulieren
Je nach Businessmodell kommen zu den reinen Urlaubskosten auch der Ausfall für laufende Einnahmen. Es ist Deine Verantwortung Geld zu verdienen. Deshalb kalkuliere Deine Preise sinnvoll. Urlaubskosten gehören dazu. Viele kalkulieren mit 52 Wochen im Jahr. Die Rechnung geht nicht auf. Damit Du die produktiven Tage realistisch einrechnest, plane mit ca. 6-8 Wochen für Urlaub, Krankheit, Feiertage und anderen Überraschungen. Damit hast Du in Deinem internen Stundensatz den Urlaub berücksichtigst.
Leg Dir privat eine Urlaubskasse zu 😉
Informiere Kunden und Partner
Für ein paar Wochen von der Bildfläche zu verschwinden, könnte einen merkwürdigen Eindruck hinterlassen. 😉 Informiere Deine Kunden und Kooperationspartner rechtzeitig über Deinen Urlaub.
Für aktuelle Projekte ist es nur fair, wenn andere sich darauf einstellen können. In Bezug auf Deine Kunden ist dies sogar eine prima Gelegenheit mal wieder Kontakt aufzunehmen. Du könntest im Nachgang auch Urlaubsgrüße verschicken. Ich schicke am Liebsten Postkarten. Handgeschrieben, versteht sich.
Plane vor Deinem Urlaub einen guten Puffer ein
Zu oft erlebe ich es, dass Kunden vor ihrem Urlaub einen leichten Anflug von Panik bekommen. Das Tagesgeschäft läuft normal und zusätzlich müssen noch Deadlines für die Urlaubsphase eingehalten werden. Dann fällt ihnen ein, dass etwas vorgeplant oder ein Projekt für den Kunden noch eben mal schnell abgeschlossen werden muss. Kurz vor dem Urlaub ist es keine gute Idee. Dann kommst Du völlig fertig am Urlaubsort an. Plane am besten 3 Tage vorher, um wichtige Aufgaben und Projekte abzuschließen.
Erreichbar sein oder nicht
Das Thema ist eine individuelle Entscheidung. Auch hier erlebe ich kreative Köpfe, die Argumente parat haben warum sie ihre Emails checken oder unbedingt auf den Social Media Kanälen vorbei gucken müssen. Das ist Deine Entscheidung.
Mit der richtigen Vorbereitung muss niemand erreichbar sein.
Die Welt dreht sich weiter auch wenn Du nicht sofort antwortest oder ständig präsent bist. Mein Handy ist ohnehin die meiste Zeit lautlos. Das Piepen lenkt mich im Alltag zu sehr ab. Die App für die Emails habe ich schon lange gelöscht. Facebook, Twitter & Co sind auf meinem Handy, aber im Urlaub nicht präsent. Wenn ich im Urlaub die Kanäle besuche, dann privat und das auch nur, wenn ich wirklich Lust dazu habe. Die Marketingabteilung hat Urlaub. Punkt.
Notfallplan prüfen
Ein Notfallplan ist ohnehin wichtig, nicht nur für den Urlaub. In der Vorbereitung prüfe ich, ob noch alles aktuell ist. Das beruhigt auch mein Gewissen. Ich kann leichter abschalten und arbeiten im Urlaub ist damit wirklich tabu.
Lange hatte ich im Urlaub meinen Laptop. Es kam selten zum Einsatz. Eigentlich war es nur eine Strategie, um im absoluten Notfall (Büro brennt o.Ä.) nicht hilflos dazustehen. Und das ist auch nur eine Taktik, die den Kopf beruhigt, um den Urlaub in Ruhe genießen zu können.
Vertretung/Assistenz organisieren
Hast Du Geschäftspartner oder Mitarbeiter, dann kannst Du einige Aufgaben delegieren. Als Solounternehmer greifst Du eher auf virtuelle Assistenten oder Deine Kooperationen zurück.
Ich weiß von einigen, dass sie ihre Online-Gruppen während der Abwesenheit von jemand anderem betreuen oder vielmehr beaufsichtigen lassen. Je nach dem wie aktiv die Gruppe ist, kann das sinnvoll sein, z.B. um Spammer zu bremsen oder Mitgliedsanfragen freizuschalten.
Bisher habe ich meinen Urlaub in den Gruppen und auch bei den Abonnenten angekündigt und fertig.
Deine Assistenz kann weiter arbeiten, während Du entspannt die Füße hochlegst. Denke vorher daran Projekte, die während Deines Urlaubs laufen, so gut vorzubereiten und zu delegieren, dass die Assistenz ohne Dich arbeitsfähig ist.
Komme langsam wieder rein – Dein Urlaubsfeelingdepot
Ich hatte Phasen, da geisterte der Alltag wieder in meinem Kopf herum, je näher das Urlaubsende rückte. Anstatt die letzten Tage zu genießen, dachte ich schon wieder an die ToDo-Liste und das Emailpostfach. Dann sind die letzten Urlaubstage für die Katz. Selbst wenn Du alles dabei hättest, denk nicht mal daran.
Plane Dir lieber 2 Tage nach Deinem Urlaub ein, um langsam wieder anzukommen.
Kurzurlaub und Auszeiten im Alltag
Ein Urlaub allein reicht nicht aus, um leistungsfähig zu bleiben und die Akkus wieder aufzuladen. Die Erholung lässt oft schon nach einer Woche nach und Du bist wieder auf dem gleichen Level wie davor.
Plane verlängerte Wochenenden als Kurzurlaub ein. Feiertage oder Brückentage sind dafür gut planbar und bei den meisten Kunden beliebte Zeiten für einen Urlaub.
Nutze auch die täglichen kleine Auszeiten. Pause machen und sich Ruhe gönnen fängt im Alltag an.
Nimm Dir jeden Tag bewusst Zeit für Dich. Das Zeitfenster muss nicht groß sein, sondern erholsam.
- Nutzt Du bereits eine effektive Entspannungstechnik?
Ich schwöre auf das Autogenes Training und die Progressive Muskelentspannung. Beide Methoden sind kinderleicht im Alltag anwendbar. - Lege Deine Lieblingsmusik auf. Direkt morgens oder einfach zwischendurch. Tanze, rocke, hab‘ Spaß.
- Bewege Dich mehr. Gerade für uns Schreibtischtäter wirkt das Wunder.
Du arbeitest, um zu leben.
Dein Business war sicher nicht dazu gedacht, dass Du Dir den strengsten Chef der Welt vor die Nase setzt.
Lege öfter die Füße hoch. Erlaube Dir, alle Fünfe gerade sein zu lassen.
Letzte Aktualiserung: Juni 2018
Bildquelle: Titelbild: Philipp Kämmerer on Unsplash