Wer lösungsorientiert denkt hat es leichter, seine Ziele zu erreichen. Kreisen deine Gedanken nicht nur um das Problem, sondern fokussieren Lösungen, dann meisterst du Herausforderungen schneller. Das ist gerade im Unternehmeralltag eine wertvolle Fähigkeit. Gleichzeitig ist Lösungsorientierung eine wesentliche Säule innerer Stärke, Resilienz, durch die du Krisen besser überstehst. Hier bekommst du Tipps, wie du lösungsorientiertes Denken lernen kannst.
Ein Unternehmen hat seine Spitzenleute auf ein teures Seminar geschickt. Sie sollen lernen, auch in einer ungewohnten Situation Lösungen zu erarbeiten, rasch und zielgerichtet zu entscheiden. Am zweiten Tag wird einer Gruppe von Managern die Aufgabe gestellt, die Höhe einer Fahnenstange zu messen. Sie gehen hinaus auf den Rasen, beschaffen sich eine Leiter und ein Bandmass. Die Leiter ist aber zu kurz. Also holen sie noch einen Tisch, auf den sie die Leiter stellen. Es reicht immer noch nicht. Sie stellen noch einen Stuhl auf den Tisch. Da das alles sehr wackelig ist, fällt der ganze Aufbau immer wieder um. Alle reden gleichzeitig. Jeder hat andere Vorschläge zur Lösung des Problems. Es ist ein heilloses Durcheinander. Ein Ingenieur kommt vorbei, sieht sich das Treiben ein paar Minuten lang an. Dann zieht er wortlos die Fahnenstange aus dem Boden, legt sie hin, nimmt das Bandmass und misst die Stange von einem Ende zum anderen. Er schreibt das Ergebnis auf einen Zettel und drückt ihn zusammen mit dem Bandmass einem der Manager in die Hand. Dann geht er wieder seines Weges. Kaum ist er um die Ecke, sagt einer der Top-Manager: “Das war wieder typisch Ingenieur! Wir müssen die Höhe der Stange wissen und er sagt uns die Länge! Deshalb lassen wir diese Leute auch nie in den Vorstand”. Verfasser unbekannt
In Lösungen denken ist oft nur verkapptes Problemdenken
Was hier witzig klingt, ist oft Realität: In Lösungen denken bleibt verkapptes Problemdenken. Immer wieder erlebe ich es bei Kunden: Sie sind überzeugt, dass sie lösungsorientiert und kreativ an Problemsituationen herangehen. Oft ist es aber so, dass sie
- entweder das Problem nicht sehen (wollen) oder
- glauben, das Problem sei nicht lösbar.
- Bewusst oder unbewusst bleiben sie am Problem hängen, als sich mit der Lösung zu beschäftigen.
Die Einstellung zum Problem ist die halbe Lösung
Probleme schaffen neue Möglichkeiten und Chancen. Ich bin überzeugt, dass jedes Problem Entwicklungspotential mit sich bringt. Voraussetzung: Du siehst das Problem als solches und nutzt passende Methoden, um das Problem zu lösen.
Der erste Schritt zur Lösung: Erkenne und definiere das Problem.
Lösungsorientiert denken lässt sich trainieren
Lösungsorientiert zu denken heißt nicht, dass du Probleme wegschiebst. Im Gegenteil: Du setzt dich gezielt mit dem Problem auseinander. Hast Du das Problem mit dessen Ursachen und Symptome analysiert, dann gehst Du in den Lösungsprozess. Der Clou ist, die eigenen Denkmuster und gewohnten Blickwinkel zu verlassen. Das ist nicht immer leicht, lässt sich aber trainieren. Für lösungsorientiertes Denken ist das 9-Punkte-Problem ein gutes Beispiel. Probiere es aus.
Das 9 Punkte Problem lösen
Das 9 Punkte Problem kommt aus dem Bereich des praktischen Problemlösens der Denkpsychologie.
Das Ziel: Verbinde die 9 quadratisch angeordneten Punkt mit vier oder weniger geraden Linien.
Achtung! Setze den Stift dabei nicht ab und durchkreuze auch keinen Punkt doppelt.
Die Klärung des Ziels ist im Übrigen immer der nächste Schritt, nachdem Du das Problem erfasst hast. Nützliche Fragen sind:
- Was willst Du erreichen?
- Was soll statt des Problems da sein?
- Woran merkst Du, dass das Problem gelöst ist?
Problemdenken vs. Lösungsdenken: Think outside the box
Das 9 Punkte Problem setze ich seit Jahren in meinen Trainings und Workshops, wenn es darum geht Krisen souverän zu meistern und seine persönliche Resilienz zu stärken. Viele Teilnehmer geben zu schnell auf. Sie sind genervt auf und tottern:
„Das funktioniert nicht.“ „Das ist unlogisch.“ „Du hast die Aufgabe falsch gestellt.“
Woran liegt das?
Sie schränken den Lösungsraum ein. Dabei ist es grundsätzlich normal, dass unser Hirn in einem gewohnten, vorgegebenen Rahmen denkt. Das Umfeld oder System, in dem wir uns bewegen prägt dieses Denken. Dadurch entwickelt sich eine Überzeugung und eine Denkrichtung durch die wir die Lösung für eine unbekannte, neue Situation nicht sehen. Das Neue fällt aus dem Rahmen. Das Gewohnte funktioniert nicht mehr.
Bei dem 9 Punkte Problem, als Beispiel, ziehen die meisten eine Grenze um das Quadrat.
Diese Annahmen und Überzeugungen blockieren Dich, in andere Richtungen zu denken, um ein Problem zu lösen.
Denkst Du in Problemen, dann fokussierst Du Dich darauf, was falsch ist, was nicht funktioniert und wer schuld hat. Meistens betrachtest Du eher das, was in der Vergangenheit nützlich war. Du siehst als erstes Hindernisse. Denkst Du an die Zukunft dann fallen Dir auch dort erst die Hürden auf. Du kannst es weiter mit gewohnten Methoden versuchen, doch das wird Dich nicht weiterbringen. Das bremst Dich.
Das kannst du ändern, wenn du aktiv in den Lösungsmodus gehst und die Perspektive wechselst.
Wenn etwas nicht funktioniert,
dann mache etwas anderes.
Lösungen brauchen andere Perspektiven
Willst Du leichter Probleme lösen und Herausforderugnen meistern, dann werde Dir Deiner blinden Flecken und Grundannahmen bewusst. Hinterfrage, was Du denkst. Klingt das verrückt für dich? Vielleicht, weil es noch ungewohnt ist.
Angenommen dein Marketing zündet nicht und du hast unterschiedliche Erklärungen dafür:
- Mein Angebot ist nicht interessant.
- Ich habe zu wenig Abonnenten in meinem Newlsetter.
- Ich muss mehr Geld oder Zeit in das Marketign investieren.
Das sind erstmal Thesen, die wahrscheinlich nur auf deiner subjektiven Überzeugung, deinen Gedanken, beruhen.
Also hinterfrage diese:
- Woher weißt du das?
- Ist das bewiesen? Von wem?
- Was wäre, wenn das nicht stimmen würde?
- Unter welchen Umständen ist das nicht der Fall? Wann war das schon mal anders?
Gewinne Abstand vom Problem
Als Kind habe ich mit meiner Oma gepuzzelt. Sie hatte die riesige Puzzle. Manchmal brütete ich stundenlang davor bis irgendwann kein passendes Puzzleteil mehr da war. Ich war mir sicher, die haben einfach die falschen Teile in die Box gesteckt. Das war so enttäuschend. Dbaei wollt eich doch unbedingt das Puzzle fertig machen. Meine Oma sagte dann oft: Es ist alles da. Du siehst jetzt nur nichts mehr. Lass das mal ruhen.
Recht hatte sie: Kreisen wir zu lange um das Problem, wird unser Blickfeld eng. Dann drehst du immer wieder die gleichen Schleifen und siehst kaum noch Zusammenhänge. Gib deinem Kopf Ruhe und Abstand zur Sache. Ein Ortwechsel fördert kreatives Denken.
Lösungsorientiert Denken lernen mit den richtigen Fragen
Lösungsorientiert denken, heißt bleibst offen für andere Möglichkeiten, trotz Hindernisse. Nützliche Fragen können sein:
- Wie könnte es noch funktionieren?
- Was würde dein Kindheitsheld [setze hier eine beliebige Person ein] tun?
- Was kannst du ersetzen/vergrößern/verkleinern/kombinieren/umkehren/neu anordnen?
So verlässt du gewohnten Wege, denkst um die Ecke und wirst kreativ. Selbst, wenn dir eine Idee absurd erscheint, schreibe sie auf. Spiele sie durch. Probiere es aus.
Die Lösung für das 9 Punkte Problem findest du nur, wenn du gedanklich das „Quadrat“ verlässt.
Anders ist es nicht möglich.
Rücke die Fakten in einen neuen Kontext.
Oma gab mir beim Puzzeln auch den Tipp: Schalte das Licht ein. Betrachte die Teile von einer anderen Seite des Tisches. Du wirst sehen, plötzlich springen dir gleich mehrere passende Puzzleteile entgegen.
Unfassbar.
Stundenlang war kein richtiges Teil zu finden und jetzt das.
Sie war ein Genie 😉
Die gleichen Fakten in einem anderen Kontext ergeben ein ganz anderes Bild. Indem du die Blickrichtung änderst, wie auch in der Geschichte am Anfang, kommst du auf neue Möglichkeiten. Ich spreche auch gern von der Adlerperspektive: Betrachte die Situation, das Problem, von oben bzw. außen.
- Welche anderen Themengebiete und Fachbereiche können nützlich sein?
- Wo hast du etwas Ähnliches gesehen oder erlebt und was kannst du davon für dich nutzen?
- Was verändert sich, wenn du in anderen Dimensionen denkst, wie die Breite, Tiefe und Höhe?
- Was würdest du einem Freund/Freundin mit diesem Problem raten?
Hängst du das nächste Mal fest, dann prüfe, ob du dich im Problemdenken verrannt hast. Dann ändere die Denkrichtung. Rücke die Fakten in ein anderes Licht. Fokussiere dein Ziel. Experimentiere und teste die möglichen Schritte.
Letzte Aktualiserung: Juli 2019
Quellen Fotos: Anke Lambrecht